UFOS! (28. September 2025)

„ÜBERALL SIND HEUTZUTAGE UFOS. NIEMAND MACHT WAS DAGEGEN. 40 JAHRE SOLIDARITÄTSZUSCHLAG GEZAHLT DA KANN MAN SCHON ERWARTEN DAS DER STAAT DEN UFOS MAL DIE MEINUNG GEIGT“, lese ich am Augsburger Bahnhof in Großbuchstaben auf einem selbstgebastelten Plakat mit einem gezeichneten Ufo, das auf den Hotelturm zufliegt. Ich muss lachen. Und darunter: „DAS WIRD MAN JA WOHL NOCH SAGEN DÜRFEN.“ Herrlich. Danke an den Satiriker, der das geschrieben hat, auch wenn es vielleicht ernst gemeint ist. Wer weiß das schon so genau in Zeiten, wo die Trennlinie zwischen Satire und Realität immer mal wieder verschwimmt?

Vielleicht wird er ja bald ein so bekannter Street-Art-Künstler wie Banksy. Dann tauchen in vielen Städten Ufo-Plakate auf und er muss seine Identität geheimhalten, um inkognito seine Arbeit zu verrichten!

„UFO FLIEGT OHNE SICHERHEITSABSTAND“, lese ich außerdem, und das klingt wie eine Beschwerde. Also, was fällt diesen Außerirdischen ein, sich nicht an den deutschen Sicherheitsabstand zu halten!, denke ich; und ganz unten: „UFO BEGEHT STEUERHINTERZIEHUNG.“

Mensch, das auch noch, jetzt ist das Maß aber wirklich voll! Da kommen Außerirdische aus anderen Sphären und rennen nicht als erstes zum Finanzamt und besorgen sich für ihr Ufo ein deutsches Nummernschild und zahlen KfZ-Steuer! Vermutlich fliegen die im Weltall auch einfach kreuz und quer herum, wie sie Lust haben, ganz ohne Steuer-ID. Also wirklich!

Der Witz liegt auf der Straße (nicht das Geld), denke ich mir, mache ein Foto von dem Kunstwerk und laufe zum Zug. Vor mir ein blinkender Rollstuhl, der mir praktischerweise den Weg bahnt.

Heute spiele ich für Kinder. Ich fahre geschminkt hin. Die Leute im U-Bahn-Raumschiff schauen mich an, als wäre ich ein Alien. Zumindest die Erdbewohner, die noch Löcher in die Luft starren und nicht in die unendlichen Weiten des Internets gesaugt worden sind. Manche lächeln auch. Der neueste Trend bei den Menschen: Kopfbedeckung mit Kopfhörer und Smartphone in der Hand. Zwei Menschen sitzen einander gegenüber und machen spiegelbildlich das gleiche. Nur ihre Gesichter sind verschieden. Unverständliches Sprachengemurmel dringt an mein Ohr.

Irgendwie kommt es mir selber in dem Moment seltsam vor, auf diesem Planeten zu leben. Aber wo ich schon mal da bin, mache ich halt das Beste draus.

Ich fahre zu Kindergartenkindern, wo ein Mädchen Geburtstag feiert. Eine wilde Gruppe höre ich von draußen, dann komme ich dazu. Der ganze Kindergarten ist eingeladen. Es wird mucksmäuschenstill, als ich eintrete. Ich sehe einige bekannte Gesichter, für andere bin ich fremd. Erst mal schauen wer da kommt. Das Spiel beginnt. Die Kinder lassen sich auf mein Spiel ein. Lachen. Sie werden immer forscher, frecher auch. Es ist ein Spiel in ihrem Spiel, denn Kinder spielen ja am liebsten den ganzen Tag. Ich mag spielende Menschen, weil im Spiel alles möglich ist. Unendlich viel.

Nach getaner Arbeit gehe ich. Keine fliegende Untertasse holt mich ab, und so steige ich wieder ins U-Bahn-Raumschiff. Da laufen Kindercartoons, die den Menschen sagen, dass sie nicht in der Tür stehenbleiben sollen, aber ein paar Menschen halten sich nicht dran. Ein Mann, der mitten im Weg steht, sagt zu seinem Bekannten: „Jetzt wird’s voll!“ Und bleibt trotzdem in der Mitte der Tür stehen. Die anderen Leute quetschen sich an ihm vorbei. Wäre einfacher gewesen, wenn er ein bisschen zur Seite ginge, denke ich. Na ja, vielleicht kommt er ja aus einer anderen Welt oder denkt, die Tür gehöre ihm allein.

Ich unterhalte mich mit einer neugierigen Dame, die wissen will, wo ich war. Sie trägt einen Hut. Was sie darunter verbirgt? Antennen ins Weltall? Kluge Gedanken? Oder Flausen im Kopf? Oder alles zusammen? Ich werde es nicht herausfinden, denn ich muss das U-Bahn-Raumschiff verlassen.

Und irgendwie sind die meisten interessanten Menschen doch immer auch ein bisschen schräg und geheimnisvoll, oder nicht? Bestimmt sind das AUSSERIRDISCHE!

 
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