Endlich wieder Glucks und Oma! (27. September 2025)

„Hallo“, sagte ich erschrocken, als plötzlich jemand seinen Kopf aus dem Straßenbeton reckte, genau in dem Moment, als ich über eine Art kleine Brücke an einer Baustelle vorbei ging. Es war nicht der Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hatte, sondern ein Bauarbeiter mit Bauarbeiterhelm auf dem Kopf. Er grüßte zurück und arbeitete weiter. Ich lachte; das war jetzt lustig, so ein Kopf, der plötzlich wie aus dem Nichts erscheint.

Ich lief weiter in mein Lager, vorbei an einer Frau in einer Rakete. Es war ein Lastenfahrrad, das vollkommen mit Lametta beklebt war und golden glitzerte. Sie lächelte, als sie an mir vorbeizischte. Ich lächelte zurück und stellte mir vor, dass sie das Lastenrad zu ihrem runden Geburtstag bekommen hat. Bestimmt war es eine gelungene Überraschung.

Vor meinem Lager begrüßte mich die Katze ohne Schwanz. Sie miaute und wollte, dass ich sie in das Haus neben meinem Lager hineinließ. Ich sagte: „Mäuschen, ich habe doch keinen Schlüssel!“ Und dachte mir kurz danach: Wie bescheuert kann man sein, eine Katze Mäuschen zu nennen?

Als ich also nicht tat, was die Katze ohne Schwanz wollte, maunzte sie empört und würdigte mich, die Frau ohne Schlüssel, keines Blickes mehr. Wahrscheinlich dachte sie: Dann hätte sie ja klingeln können! Aber ich musste doch weiter zum Auftritt, meine Mäuse verdienen, dafür muss eine Katze doch Verständnis haben, antwortete ich in Gedanken.

In der Bahn das übliche Chaos, und in München im Untergrund glotzten mich gleich fünf Infoscreens an. Was die Leute alles unter die Erde schleppen, dachte ich mir. Ach, ich wünschte mir, in einer unpolitisierten Welt zu leben, wo einen nicht ständig irgendwelche Meldungen anstarren, anbellen oder anfletschen. Einfach in Ruhe arbeiten und dazu in Ruhe von A nach B kommen, das wäre schön.

Bei der Grundschule, wo wir für den Hort auftraten, traf ich Judith, meine Kollegin mit Auto – vollgeladen mit unseren Sachen. Wir hievten die Stellwände aus dem Auto und bauten in der Aula das Equipment für unser Stück „Der Bücherschatz“ auf. Von der Mittagsbetreuung wurden wir herzlich empfangen, wir kennen uns schon von früheren Vorstellungen dort. Und auch wir freuten uns auf unser Spiel. Endlich wieder Glucks und Oma!

Der Auftritt war ein großes Fest. Drei Hortgruppen waren da, zwei aus benachbarten Horten, insgesamt etwa 120 Kinder. Bei der Stelle, als wir auf die Professoren und Professorinnen (die Kinder im Publikum) trafen und fragten, wer „Guten Tag“ in einer anderen Sprache sagen könne, gingen so viele Hände hoch, dass wir gar nicht alle Kinder drannehmen konnten. Oma eröffnete, denn sie kann bairisch, zumindest ein Wort: „Servus“, sagte sie. Die anderen Kinder übersetzen „Guten Tag“ auf Englisch, Französisch, Italienisch, Mazedonisch, Ungarisch, Albanisch und Spanisch. Ein Kind meldete sich ganz eifrig und wusste dann nicht mehr, warum.

Am Ende wünschte sich das engagierte Publikum eine Zugabe, und wir sangen unser „Glucks und Oma“-Lied ein zweites Mal, diesmal gemeinsam mit den Kindern. Zum Abschluss gab es Blumen für uns und ein herzliches Dankeschön. Danach der lange Abbau unserer vielen Requisiten und Bühnenbildelemente, den das Publikum gar nicht mehr mitbekommt. Nur bei den Toiletten hörte ich noch hier und da ein Kind unsere „Glucks und Oma“-Melodie summen.

 
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