KNOCK, KNOCK (14. Juli 2025)

Heute habe ich Einbrecherin gespielt. Die Nachbarin hatte sich ausgesperrt (CLACK). Der Schlüssel steckte innen. Die Tür war zu (RUMMS). Der Klassiker. Leider gelang es uns nicht, reinzukommen, auch nicht durchs Fenster, auf das ich per Leiter nach oben stieg und unverrichteter Dinge nach unten, weil ich halt doch keine Einbrecherin bin (AH). Dann musste ich los. Nach München zur Vorstellung am Nachmittag (EIL).
In der Tram empörte sich lauthals eine Frau: „What the fuck happened to Barbie?“ Irgendein Problem aus der Scheinwelt, dachte ich (GRMBL).
Später beim Warten auf die zweite Tram erklärte mir ein Mann, dass es Verspätung gebe – wegen einer Demo. Wegen was heute schon wieder demonstriert werde, wisse er nicht. Es sei ja jeden Tag was anderes! „Verspätung wegen Unfall“, las ich auf der Anzeigetafel. „Keine Demo, sondern ein Unfall“, sagte ich (ERKLÄR).
Der Mann reagierte prompt und wie aus der Pistole geschossen (PENG): „Die Leute können heutzutage auch nicht mal mehr Auto fahren!“ Dass ich letzte Woche meinen Automatik-Führerschein bestanden hatte (OHA), dachte ich nur, sagte ich aber lieber nicht laut, denn ob ich heutzutage wirklich Auto fahren könnte, musste ich ja erst mal noch unter Beweis stellen (SCHLOTTER).
Und ein Auto brauchte ich ja auch erst noch. Dann sagte er: „Hoffentlich sind keine Menschen verletzt, sonst ist der Aufstand wieder ziemlich groß.“ „Ja, das wäre tragisch“, sagte ich.
Empörung ist der Aufstand der kleinen Leute oder der neue Smalltalk, dachte ich (DENK). Sprechblasenempörung in die echte Welt. Mehr Empörung, mehr Reichweite (KREISCH!).
Die Online-Scheinwelt ist schon eine ganze Weile in die Offline-Wirklichkeit geschwappt. Oder wie Karl Valentin sagen würde: „Die Zukunft war früher auch besser.“ (GRINS!)
Aber war nicht auch die ganze Empörung dafür ausschlaggebend, dass die Zukunft tatsächlich nicht besser wurde, weil die Scheinwelt den Leuten ein X für ein U vormachte (DENK)?
Probleme, die gar keine Probleme waren, wurden erst zu Problemen (GRÜBEL)?
Gleichzeitig wurden echte Probleme nicht mehr als solche erkannt? Oder Lösungen als „Lösungen“ verkauft, die in Wirklichkeit ein kostenloses Problemabo dazu liefern? Rent a solution – buy a problem (SCHWADRONIER)?
Was für ein Unding, Politiker als Clowns zu bezeichnen! Eigentlich sollten sie ja dafür bezahlt werden, Probleme der Menschen zu lösen und nicht welche zu verursachen, die wir ohne sie nicht hätten (SCHLUCHZ)!
Und wenn tatsächlich echte Clowns die Welt regieren würden, dann wär’s wenigstens lustig (HARHAR).
Na ja, wenigstens hat sich heute niemand über das heiße Wetter aufgeregt, dachte ich (JAUL). Ein kühles Lüftchen wehte. Ich bekam sogar etwas Gegenwind, als ich meine schweren Sachen vom Lager zum Bahnhof zog (HECHEL).
Ach, der Lift ist ja seit Monaten kaputt, fiel mir ein, und so lief ich zweimal die Treppe rauf und runter, um meine Sachen zum Bahnsteig zu tragen (JAPS).
„Wir erneuern“, stand da. So lange, bis wieder was kaputt ist, schrieb ich in Gedanken drunter (HA).
Mein Problem am Bahnsteig war jedenfalls, samt Gepäck durch die Tür in den Zug zu kommen, während alle anderen Leute aufs Handy schauten und keinen Platz machten (FAUCH).
Ein Mann wollte an der Tür stehen bleiben, weil er die Nächste raus musste, und so schloss die Tür eine Weile nicht, auch wenn er sich an dem Platz gut aufgehoben fand. Vielleicht hatte er Platzangst (AAAH)?
Bei der nächsten Haltestelle öffnete sich die Tür auf der anderen Seite, und sein Problem war nicht besser geworden. Schwer schnaubend schlängelte er sich durch (GRUMPF).
In Mering rief ein Mann einem anderen, gebrechlich wirkenden Herrn, der sich die Treppe hinaufquälte, liebevoll zu: „Ich halte die Tür für Sie auf!“ Und das einfach so an einem Montag! Und ohne dass er sich gleichzeitig in einen Superhelden verwandelte! (BÄM!)
Der ältere Mann lächelte und zeigte auf den anderen Zug: Den musste er erreichen, nicht unseren. Wir lachten (KICHER).
In Pasing schrie jemand: „Halten Sie die Tür auf, da sind noch Leute drin, die raus müssen!“ Gesagt, getan. Ich war heute die Türsteherin. Von Augsburg nach München stand ich. Eine Frau, die mir schon beim Einstieg sympathisch gewesen war, fragte, was ich da denn alles dabei habe? Ich mache Kindertheater, sagte ich (TA-DAAH).
„Oh, was fürs Herz, wie schön.“ (UI!) Das kann man bei vielen anderen Berufen ja nicht behaupten, da gehe es nur um „Höher! Schneller! Weiter!“-Idiotie, bemerkte sie (BUUU).
Ich stieg aus. Ein Betrunkener grölte seine Probleme nach draußen (GRUMMEL). Über ihm hing eine Werbetafel: „Brauchen Sie Urlaub und Erholung?“ Die Scheinwelt meinte vermutlich andere, nicht ihn. Er wurde immer lauter (BRÜLL). Die Probleme in seinem Leben waren wahrscheinlich so zahlreich geworden, dass er gar nicht aufhören konnte, alle zu verdrängen (SEUFZ). „Alles muss raus!“, las ich bei einem Geschäft.
(DING-DONG!) Später klingelte ich bei der Bibliothek in Riem am Personaleingang, weil die Hauptpforte verschlossen war und die Bücherei nur für die heutige Veranstaltung ihre Türen öffnete. Wie schön! Die Kinder freuten sich über mein Problem, meinen Koffer zu öffnen. Probleme können köstlich sein, wenn man dabei zuschaut, wie andere sie haben und es am Ende doch gelingt (HA-HA, HI-HI, HO-HO).
„Ein Problem ist ein Geschenk auf der Bühne“, hat einer meiner Lieblingsclownlehrer immer gesagt. Die Vorstellung war ausgebucht (JUCHU).
Es war eine runde Sache mit vielen Kindern unterschiedlichen Alters (KICHER). Sogar mit einem Kind, das mit lateinischen Fachbegriffen nur so um sich warf (GIGGLE).
Am Ende fanden wir, weil wir zusammenhalfen, als längste Seeschlange wie immer den Schatz. In dieser schönen neuen Bibliothek, die ein halbes Jahr wegen Wasserschaden geschlossen gewesen war (BLUBB BLUBB).
Drum bleibt mir zum Abschluss heute nur zu sagen: Ich wünsche mir, dass die Menschen die Türen öffnen, die ihnen und allen anderen Glück bringen. Die Büchse der Pandora darf gerne geschlossen bleiben (AUTSCH).
Ich wünsche mir, dass Bildungsetats nach oben und nicht nach unten gehen, dann wird auch die Zukunft viel schöner. Mit dem richtigen Schlüssel zum Glück (JUBEL)!