Ziehen Sie um? (13. Dezember 2024)

Der Tag begann mit einem Umzug. Also, das vermuteten zumindest die Leute: „Ziehen sie um?“ Wir antworteten: „Ne, wir machen Kindertheater!“ Die Requisiten für den „Bücherschatz“ mussten raus aus dem Auto und das Bühnenbild „Glucks und das schrecklich liebe Gespenst“ hinein ins Auto und zur Schule, wo wir spielten. Dort waren wir schon öfter – zweimal mit Vorstellungen und einmal mit einem Clown und Theater-Workshop über mehrere Wochen. Das war schön.

Vor allem die Mäusegeschichte. Da haben die Kinder eine Geschichte über Mäuse geschrieben, die alle am gleichen Tag Geburtstag hatten und erst mal „Happy Birthday to me“ für sich selbst gesungen haben und dann noch „Wie schön, dass ich geboren bin!“ Anschließend sind sie zur Feier des Tages ins Schwimmbad gegangen, um einen Ausflug zu machen. Und wie es der Zufall so wollte, war der Bademeister eine Katze und es gab eine wilde Verfolgungsjagd. Das war herrlich.

Für uns gab’s gestern auch Mäuse, und zwar in Form von Geld. Wir bekamen für die Vorstellung einen Zuschuss vom Verband der freien Kinder- und Jugendtheater mit einer Förderung vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Vielen Dank! Anders wäre der Auftritt für die Mittagsbetreuung nicht finanzierbar gewesen. Eine Katze gab es nicht, dafür ein schrecklich liebes Gespenst! Es zog heimlich in die Besenkammer meiner Wohnung ein. Und für die Kinder gab es während der Anmoderation gleich eine frohe, vorweihnachtliche Botschaft: Lollies vom Küchenchef zur Feier des Tages!

Die Vorstellung begann mit einem Knistern und Knacken, weil einige Kinder die Lollypapiere nicht aufbekamen. Keine Ahnung, wer die so fest verpackt hat. Wahrscheinlich muss ich dazu mal wieder die Sendung mit der Maus gucken! Ich wartete hinter der Bühne auf meinen Auftritt, was wegen der Kinderüberraschung etwas dauerte.

Irgendwann hatten alle ihren Lolly im Mund, was sie jedoch nicht davon abhielt, sich lebhaft an der Vorstellung zu beteiligen. Ich trat zuerst mit Zahnbürste im Mund auf, weil ich als Glucks mit meinem Schaf auf dem Weg ins Bett war. Kurz dachte ich an eine spontane Programmänderung: Ich könnte einen Fachvortrag über Zahnpflege beginnen, das war gerade ein passendes Setting … blieb dann aber doch bei der Geschichte.
Die Kinder beteiligten sich so lebhaft, dass sie sogar das heimatlose Gespenst am liebsten gleich adoptiert hätten. „Hier ist ein Platz für dich!“ – „Nein, bei mir!" Von der Münchner Wohnungsnot war in der Schulaula wenig zu spüren!

Gespannt verfolgten sie, wie das obdachlose Gespenst sich nicht bei ihnen einquartierte, sondern heimlich in meine Besenkammer einzog, weil es ja eine dauerhafte Bleibe suchte. Es dachte, ich würde es nicht bemerken, weil wir zu unterschiedlichen Zeitpunkten schliefen. Aber es kam anders als erwartet, und wir trafen plötzlich aufeinander. Und als ich den ungebetenen Gast loswerden wollte, protestieren die Kinder lautstark. Nur ein Lehrer nickte mitfühlend, als ich sagte: „Du kannst hier nicht bleiben. Du musst ausziehen. Ich habe so lange gesucht, bis ich endlich eine Wohnung hatte, ganz für mich alleine!“

Nachdem das Gespenst und ich uns nach einigen Höhen und Tiefen doch noch angefreundet sowie Oma ein wunderbares Geburtstagsgeschenk gemacht hatten und Freunde fürs Leben geworden waren, gab es einen Schlussapplaus. Nur Oma wurde vermisst. Aber weil Judith ja die Doppelrolle Gespenst/Oma spielt und sich schon oft genug umgezogen hatte, mussten wir liebe Grüße ausrichten. Während wir abbauten, sangen ein paar Kinder Weihnachtslieder. Und da dachte ich, jetzt würde ich gerne auch für uns singen. Aus Freude über das, was wir alles dieses Jahr auf die Beine gestellt haben. Knappe fünfzig Vorstellungen waren es.

Aber den Gedanken habe ich gleich wieder vergessen. Wir mussten zügig abbauen, weil die Schule schloss. Geregelte Arbeitszeiten: Manche haben die … Ich vermute, bei dem hohen Lärmpegel in Schulen ist die Ruhe danach sicher sehr wohltuend.

Und wir waren mal wieder eine Runde einladen und ausladen. „Ziehen sie aus?“, fragte ein Mann. „Ne, wir bringen nur die Sachen weg. Wir machen Kindertheater.“ „Oh, schön!“ war die Antwort. Ja!
Und heute stand wieder ein Kindertheater-Umzug an. Nach Starnberg, da reiste ich ins Schneeland. Es war wundervoll.

Morgen fahre ich ins WinterWunderwerk nach München. Alle Kinder und Erwachsenen sind herzlich eingeladen! Und neun Tage später ist schon wieder Weihnachten. Spätestens dann singe ich … nur für mich .

 
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