Schalk im Nacken (13. Juli 2024)

Heute saß mir der Schalk im Nacken. Was für lustige Begegnungen beim Tag der offenen Tür in der Kreisklinik in Ebersberg! Eine schöne Veranstaltung. Danke auch an Oma für den wundervollen Auftrittstag.
Und das alles trotz meiner beschwerlichen Anreise. Gestern Abend wollte ich um 20 Uhr aus Bayrischzell schon mal gemütlich nach München fahren, um dort zu übernachten und am nächsten Morgen ausgeschlafen mit Judith und ihrem Auto zum Auftritt nach Ebersberg zu fahren. So der Plan.

Nach meiner Abfahrt in Bayrischzell kam plötzlich ein Sturm und heftiger Regen auf, der an die Waggonscheiben peitschte. Gemütlich kuschelte ich mich in meinen Sitz und dachte: Wie schön es ist, jetzt nicht draußen zu sein. Da bremste der Zug. Eine Durchsage: Ein Baum lag auf der Strecke, Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit.

Nach einiger Zeit eine weitere Durchsage: Wir würden bei Kreuzstraße rausgelassen und sollten da auf die S-Bahn warten. Wir stiegen aus. Es regnete noch immer. Wir waren gestrandet. Alle suchten ein trockenes Plätzchen. Da stand eine sehr sympathisch aussehende Frau unter einem Dach. Ich fragte, ob ich mich dazu stellen könne. Sie bejahte. Wir unterhielten uns und warteten. Und warteten und warteten. Undine hieß die Frau. Ihre Eltern hatten sich am Strand kennengelernt. Wir spürten, dass wir viele gemeinsame Themen hatten, die uns interessierten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam die S-Bahn. Wir stiegen ein und fuhren eine Weile. Plötzlich ertönte ein lauter Knall, und es blitzte zweimal. Die S-Bahn bremste. „Das klingt nicht gut!“, dachten vermutlich alle kollektiv. Einer sprach es aus. Eine Durchsage teilte mit: „Oberleitungsschaden. Auf keinen Fall aussteigen! Lebensgefahr!“ Wir schluckten. Ich dachte: Hoffentlich behalten jetzt alle die Nerven. Undine sagte: „Hier drinnen kann uns nichts passieren, oder? Wir sind doch in einem Faradayschen Käfig.“ „Ja“, sagte ich. Wir unterhielten uns über das Leben und vieles, was uns beschäftigte.

Der Zugführer kam mit energischem Schritt und öffnete die Fenster, um etwas Luft hereinzulassen. Er wirkte angespannt. Nach langer Zeit die nächste Durchsage: „Wir werden jetzt von der Feuerwehr evakuiert. Bis die Feuerwehr kommt, kann es dauern. Bitte steigen sie nicht aus. Lebensgefahr.“ Die Feuerwehr traf ein. Ich fragte mich, wie uns die Feuerwehr jetzt evakuieren würde. Ich glaube, sie reparierten irgendwas am Zug, denn nach einiger Zeit konnten wir wieder zurück nach Kreuzstraße fahren. Erleichtert atmeten alle auf – vor allem die, die seit Stunden auf Toilette mussten.

Taxis erwarteten uns. Wir konnten bis zum Giesinger Bahnhof fahren. Undine und ich tauschten Nummern aus. Wir verabschiedeten uns herzlich. Wie schön, dass wir uns kennengelernt haben. Ich fiel um zwei Uhr nachts ins Bett und dachte: Unglaublich, was für schöne Begegnungen ich zur Zeit habe, sogar unter widrigen Umständen. Das Leben ist die Liebe. Wenn man tollen Menschen begegnet, ist alles halb so schlimm. Und damit werde ich in letzter Zeit doch ziemlich reich beschenkt.

 
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