Gute Nachricht (1. Januar 2025)

Das Jahr beginnt mit einer guten Nachricht: Unsere erste Vorstellung im abraxas in Augsburg mit „Glucks und der Klangsammler“ ist bis auf wenige Plätze voll. Das freut mich. Neulich meinte eine nette Dame vom Einlass im abraxas nach der Vorstellung: „Schade, dass es bei euch heute nur halbvoll war. Es war so schön. Und bei den anderen Kindertheatern ist ja meist ausverkauft.“

Ich habe geantwortet, daß ich kein Budget für extra Werbung habe. Und mir gleichzeitig gedacht: Selbstverständlich weiß ich, dass es für Stücke mit Titeln, die die Leute noch nicht von Kinderbüchern oder Filmen kennen, immer etwas schwerer ist, Publikum zu mobilisieren. Umso mehr freut es mich, wenn es die Menschen doch anspricht, sich auf Neues einzulassen und uns zu besuchen. Und warum jetzt zu dieser Vorstellung mehr Menschen kommen, steht in den Sternen. Vielleicht ein guter Tag. Meine Reichweite selbst Werbung zu machen, ist natürlich begrenzt. Da mache ich mir keine Illusionen. Dafür mein eigenes Ding und eigene Geschichten.

Es ist unser künstlerischer Anspruch eigene Stücke zu kreieren mit unseren Figuren, die seit vielen Jahren weiter wachsen. Und dann ist halbvoll doch eigentlich gar nicht so schlecht, oder? Besser als ganz leer? Ich denke, die Quantität des Publikums hat sowieso nichts mit der Qualität auf der Bühne zu tun. Wird aber oft verwechselt. Und vor weniger Leuten gut zu spielen, ist oftmals schwerer, weil man mehr Energie braucht. Aber es hat natürlich was mit Geld zu tun, wenn man für das Eintrittsgeld spielt. Wie wir im abraxas.

Und mir fällt gerade ein: Ich habe in meinem Leben schon vor echt wenig Publikum gespielt. Einmal tatsächlich nur vor einem Kind! Da war ich zum Geburtstag gebucht. Es war noch so klein und hatte noch keine eigenen Freunde. Spaß hatten wir trotzdem.

Und noch ein anderes Mal mit einem Kollegen: Für zwei Kinder einer reichen Familie! Es stellte sich vor Ort heraus, daß es ein Kind war. Und ein Baby. Zwei Clowns für ein Kind und ein Baby und eine Mutter mit Sonnenbrille. Ein Vater war auch da, aber nur kurz. Wahrscheinlich musste er noch ein wichtiges Geschäft machen. Vielleicht ja zeitgleich das Doppelte einnehmen, daß er für uns ausgegeben hat? Ein echter Geschäftsmann halt. Wahrscheinlich war sein Name Jones, Dow Jones!

Die Familie war jedenfalls so reich, daß ihr riesiges Ferienhaus, daß sie nur im Sommer für zwei Wochen bezogen, mindestens vierzig mal so groß war, wie meine Wohnung, in der ich das ganze Jahr lebte. Und wie mir später eine freundliche Dame vom Personal zuraunte: "Das ist nur das Vorhaus. Das Haupthaus liegt auf dem Anwesen dahinter. Da ist dann abends die eigentliche Fete mit Feuerwerk und Pipapo!" Wir waren also nur das Vorprogramm für die Kinder. Im Ferien- Vorhaus. Das Vorgeplänkel quasi. Und unser Publikum: ein Kind, ein Baby und die Mutter mit Sonnenbrille.

Trotzdem wurden wir standesgemäß mit einer Kutsche reingebracht. Treffpunkt war eine Straße, wo mein Kollege sein altes Auto parkte, daß uns zum Glück ohne größere Panne ans Ziel gebracht hatte. Als wir das Auto geparkt hatten, sollten wir dann für ca. 50 m mit der Kutsche fahren!

Und was hat eines der Pferde zur Begrüßung der reichen Leute gemacht? Obwohl es im Gegensatz zu uns von Kopf bis Hufe geschniegelt und gestriegelt war? Einen Knicks? Nein! Es hat auch ein Geschäft gemacht. Und zwar in Form von Pferdeäpfeln mitten auf dem Innenhof! Genau in dem Moment als ich prinzessinnenartig aus der Kutsche aussteigen wollte. Tja, war eigentlich recht lustig, aber auch ein bisschen anarchistisch von den Pferden!

Es hätte mich vom Setting her eigentlich nicht gewundert, wenn die Pferdeäpfel sich augenblicklich in Goldklumpen verwandelt hätten. Immerhin waren wir nicht mehr auf der öffentlichen holprigen Straße, sondern auf der edlen Einfahrt des Privatanwesens der reichen Leute!

Mist! Jetzt fällt es mir erst Jahre später ein: Ich hätte statt: "Huhu da bin ich!" Wahrscheinlich einfach das Zauberwort: "bricklebrick" sagen müssen. Wie beim Goldesel bei "Tischlein Deck dich!" Chance verpennt. Ich Esel. Nur weil ich mal wieder mein eigene Geschichte spielen wollte. Die goldigen Pferde haben wahrscheinlich deshalb nur ihre Köpfe geschüttelt und durch ihre Nüstern geschnaubt. Und sind schließlich hinternwackelnd, ohne mich noch eines weiteren Blickes zu würdigen, von dannen getrabt. Tja, das war's dann wohl mit den Goldklumpen für mich!

Apropos Geld: Auf den letzten Metern in 2024, haben wir noch eine kleine Förderung vom Kulturamt der Stadt Augsburg bekommen für unseren Spielplan 2025. Dafür bedanke ich mich recht herzlich. Ich habe mir davon kein Pferd oder einen Goldesel gekauft oder in Aktien investiert, sondern ein Plakat drucken lassen mit den Spielterminen bis Mai. Ich werde sie mit meinem Drahtesel höchstpersönlich an erlesene Orte und zur "neuen Szene" bringen, die beim Plakatieren hilft. Wenn ihr in Augsburg eines entdeckt, seht ihr also quasi echte Augsburger Plakatierer Handarbeit!

Trotz vieler Widrigkeiten und großer Hindernisse in den letzten Jahren, starte ich beruflich nun doch ein wenig hoffnungsvoll in das Jahr 2025. Ich hoffe mein Tischlein wird stets gedeckt sein. Ich gebe auch was ab. Und das Glas eher halbvoll als halb leer. Zumindest in meiner Betrachtung. Und ich wünsche mir nicht wieder durch irgendein Schlamassel reiten zu müssen. Ich kann nämlich gar nicht reiten!

Ich bin jedenfalls gespannt auf das, was ich erleben werde. Auf der Bühne und darüber hinaus. Ich will spielen, tanzen und den Sinn im Unsinn entdecken! Und nach den Sternen greifen. Es liegen ja noch so viele Geschichten in der Luft. Und im Meer. Oder im Wald? Und auf dem Tisch oder doch darunter? Aber das ist eine andere Geschichte...

 
Zurück | Seite neu laden | Lesezeichen einfügen | Drucken | Link emailen
^
Close MenuCLOWNESS Theater