Erinnerung an unseren Livestream im Mai 2020 (31. Mai 2024)

Damals dachte ich: „Jetzt machen wir halt mal ein bisschen Livestream als Unterhaltung für die Kinder in dieser absurden Zeit, und nach dem Sommer ist der ganze Spuk dann wieder vorbei.“ Wir hatten uns viel Arbeit gemacht mit neuen Texten zu den damaligen Absurditäten.

Wir spielten eine Begegnung: Glucks und Oma, die sich nach zehn Wochen Lockdown endlich wieder treffen können und gemeinsam einen Ausflug machen wollen. Dann wissen sie aber nicht wohin – alles, was ihnen Spaß macht, ist ja geschlossen: Schwimmbad, Zoo, Theater, alles zu. Nur die Biergärten waren zum damaligen Zeitpunkt in Bayern wieder auf. Blöderweise trinken Glucks und Oma aber kein Bier. Wunderbar war auch Oma, die sich extra das schlimmste Expertensprech-Kauderwelsch angeeignet hatte und über die „alles beherrschende Kurve“ sprach.

Unser dreißigminütiges Programm endete mit der Mondfahrt aus unserem Stück „Der Bücherschatz“. Für Glucks und Oma blieb als Ausflugsziel nur noch die Möglichkeit, den Planeten zu verlassen. Der Livestream endete dort droben mit dem Wunsch: „Hoffentlich bis bald im Theater und nicht auf dem Mond!“

Damals hatte ich noch Hoffnung, dass der Verlust bemerkt wird, der zwangsläufig stattfindet, wenn man alles, was Freude macht, quasi zum Mond schießt. Heute habe ich diese Hoffnung nicht mehr. Schade eigentlich. Aber so ist das eben, wenn man plötzlich auf einen anderen Planeten versetzt wird: die einen da, die anderen dort. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen seitdem auch innerlich auf verschiedenen Planeten leben. Zumindest noch mehr als vorher schon.

War übrigens recht lustig, unser Ausflug in die Fernsehwelt, weil dort lauter Leute herumliefen, die alle ganz spezielle Aufgaben hatten, weshalb man wegen jeder kleinen Frage von einem zum anderen geschickt wurde, der dann aber gerade Pause hatte. Auch das kennen wir in unserer Theaterwelt so nicht, weil wir dort fast alles selbst machen.

Auf der Erde bin ich dennoch wieder gelandet, und für die Kinder werde ich weiter spielen, so wie ich es auch damals gemacht habe – den widrigen Umständen zum Trotz. Das Gute ist nämlich, daß Humor nicht verloren gehen kann. Drum werde ich weiterhin in meinen Stücken eine eigene humorvolle kleine Welt bauen. So wie wir das auch damals getan haben.

Vielleicht baut sich die jetzige Generation ja eines Tages eine schönere Welt, in der es wieder mehr um Freude geht und um das Lachen und weniger um Macht und Misstrauen. Ich wünsche es ihr.

 
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