Leicht und schwer (8. November 2024)

Heute bin ich sehr früh aufgestanden, habe meinem Steuerberater einen letzten Schwung Belege für das dritte Quartal geschickt und bin durch den noch dunklen Park zum Bahnhof gelaufen. Das war schön – so leichtfüßig ohne Requisiten, weil die schon bei Judith im Auto waren. Wir haben uns in Klosterlechfeld getroffen und sind nach Untermeitingen gefahren.

Dank einer Förderung des Gastspielrings Bayern konnten wir doch noch in einer Schule auftreten, die selbst nicht genug Geld zusammenbekommen hätte. Wir haben unser Theaterstück „Der Bücherschatz“ gespielt. Es war famos. Hinterher sind wir nach Augsburg gefahren, ins Abraxas, haben dort für morgen ausgeladen – was wir netterweise schon am Vortag durften – und dann in mein Lager. Dort haben wir unser Gespensterstück ins Auto geladen, damit es Judith schon mal nach München mitnehmen kann, weil wir es da als nächstes spielen. Es passt ja nur ein Stück ins Auto (und wir beide).

Gestern meinte mein Orthopäde, ich bräuchte einen jungen Mann zur Hilfe beim Aufbau, damit mein Rücken weniger stark belastet wird. Da musste ich echt lachen, weil der a) gar nicht mehr ins Auto passt, b) auch nicht gerade an jeder Ecke bei unseren Auftritten rumsteht und auf uns wartet und c) das überhaupt nicht im Budget wäre.

Er fand, wohlhabende Künstler wie Anne Sophie Mutter könnten ruhig ein Prozent ihres hohen Gehalts an Kleinkünstler wie uns abgeben. Er sieht da eine große Ungerechtigkeit und meint, es brauche mehr Mäzene. Ich dachte: Ja, ich habe weder einen Mäzen noch eine reiche Mutter! Aber so ist es nun mal. Wir haben uns nach seinem Monolog jetzt jedenfalls auf dreimal Fitness pro Woche geeinigt, und das regelmäßig. Hui, mal schauen, wann ich das noch unterbringe. Das mit der Regelmäßigkeit ist ja, wenn man selbständig ist, so eine Sache, aber ich fange mit meinem guten Vorsatz am besten dieses Jahr gleich an …

Manchmal habe ich das Gefühl, neben den Auftritten und allem, was da noch so anfällt, noch ein zweites Business zu haben, nämlich ein Büro für logistische Meisterleistungen. Wie auch immer, unser Publikum sieht unseren Auftritt und nicht das Ganze drumherum, und wir freuen uns, wenn es sich darüber freut. Und ich bin sehr froh, einen Beruf zu haben, der sinnvoll ist. Aber wenn das nächste Mal jemand am Telefon sagt: „Sie haben aber einen hohen Stundenlohn für einen Auftritt von einer Stunde“, dann werde ich antworten: „Seien Sie einfach mal einen Tag in unserem Leben dabei, dann reden wir weiter!“

Heute war zwar keine reiche Mutter beim Auftritt, aber jede Menge tolle Kinder und ein nettes Lehrerkollegium. Mit Oma zu spielen, war schön, wie immer, und es war auch kohletechnisch eine runde Sache. Danke an den Verband der freien Kinder- und Jugendtheater Bayern und das Ministerium für Wissenschaft und Kunst für die Förderung. Wenn wir Geld kriegen, machen wir jedenfalls was Schönes damit, was man ja nicht von jedem Geld(über)fluss behaupten kann.

 
Zurück | Seite neu laden | Lesezeichen einfügen | Drucken | Link emailen
^
Close MenuCLOWNESS Theater