Bürokratendeutsch oder KI? (23. Januar 2024)
Gestern kam ein Schreiben von „Bayern innovativ“ wegen des Soloselbständigenprogramms und der Künstlerhilfe aus der Corona-Zeit. Darin entschuldigen sie sich in Bürokratendeutsch mit vielen Paragraphen für ein Schreiben, in dem ein unzutreffendes Programm erwähnt wurde. Ich habe heute mal angerufen, um zu fragen, was diese Mail übersetzt für mich heißt.
Zunächst gab es keinen Sachbearbeiter für den Fall, und ich habe eine Vermutung geäußert: Hat die Mail vielleicht eine KI geschrieben? Der Mann am Telefon musste lachen und hat mich ans Sekretariat weitergeleitet. Da war eine nette Frau dran. Sie wusste auch nicht so recht, wohin ich mich wenden könnte. Wenn ich Lehrerin wäre, hätte sie da eine Durchwahl, aber Künstlerin – schwierig.
Dann gab es wohl doch eine Stelle für mich. Ein Mann hob ab. Ich fragte, ob er mir die Mail, die ich von ihnen erhalten hatte, in Menschensprache übersetzen könne. Mit Roboterstimme erklärte er mir, dass ich vermutlich falsche Angaben bei der Künstlerhilfe gemacht hätte und welche Möglichkeiten von Fehlern es da geben kann. Ich entgegnete, dass sich in dem Schreiben doch bei mir entschuldigt werde. Außerdem habe ich mich damals wirklich bemüht, und einen Steuerberater hatte ich auch an meiner Seite. Das war offenbar ein Argument, denn er stellte mich zu dem Sachbearbeiter durch, der für meinen Fall zuständig war. Endlich.
Zum Glück war jetzt eine freundlichere Stimme am Telefon, die mir bekannt vorkam. Wir hatten schon paar Mal telefoniert in den letzten Jahren, als ich in die Tiefen der Absurditäten und Widersprüchlichkeiten der deutschen Bürokratie eintauchen musste. Ich sollte ihm die Paragraphen-Mail vorlesen, was schon irgendwie recht lustig war. Er wusste glücklicherweise, um was es geht, und erklärte mir, es habe wohl einen internen Fehler in einer Bezeichnung gegeben und der sei nun korrigiert. Daher dieses Entschuldigungsschreiben vom Ministerium.
„Schade“, sagte ich: „Ich habe gedacht, Sie entschuldigen sich vielleicht dafür, dass ich solange keine Auftritte für Kinder spielen konnte.“ Das hat er leider verneint, und wir haben uns trotzdem gegenseitig einen schönen Tag gewünscht. Ich fürchte, ich werde noch viele Jahre Post von denen kriegen. Wer weiß, welche Behörden da noch so eingespannt werden müssen, damit alles seine bürokratische Richtigkeit hat? Und vielleicht ist ja eines Tages auch ein Liebesbrief dabei – in Bürokratendeutsch, klingt sicher lustig.